Oxidation verhindern – Tabletten gegen Eisenmangel verpacken
Wirkstoffe reagieren mit dem Sauerstoff und der Luftfeuchtigkeit ihrer Umgebung – manche mehr, manche weniger. Mit einem besonders sensiblen, hochreaktiven Produkt hat es CordenPharma zu tun. Die großen Tabletten oxidieren nicht nur innerhalb kürzester Zeit, sondern stauben und brechen leicht.
Gib Rost keine Chance!
Bei CordenPharma in Fribourg (Schweiz) ist Rost ein unvermeidbarer Teil der Produktions- und Verpackungsprozesse. Der Standort, den die CDMO im Februar 2022 von Vifor Pharma übernommen hat, produziert unter anderem Venofer, ein Arzneimittel gegen Eisenmangel in Solida-Form. Hauptbestandteil: Eisensaccharose.
Dieser spezielle Wirkstoff hat es in sich und stellt das Pharma Packaging bei Corden gleich vor mehrere Herausforderungen: Die Tabletten sind mit einem Durchmesser von 18 Millimeter nicht nur relativ groß, sondern auch brüchig und staubig. Ein besonders sensibles Produkthandling ist notwendig – und ein sicherer Schutz des Bedienpersonals vor den Stäuben. Zudem müssen alle Flächen leicht zu reinigen sein. Weißer Kunststoff? Besser nicht, denn er würde sich innerhalb kürzester Zeit rotbraun verfärben. Stattdessen kommen in der Produktion Glas und Edelstahl zum Einsatz.
Vor diesem Hintergrund entschied sich Corden, in den Ausbau seiner Pharma-Packaging-Kapazitäten zu investieren und Ende 2020 zwei neue Linien bei Uhlmann zu bestellen: eine IBC 150 zur Verpackung von Solida in Flaschen sowie eine Blisterlinie BEC 400.
Hochmoderne Pharma-Produktion mit Rost – wie kann das sein?
Doch bevor die Linien einziehen konnten, mussten die Teams bei Corden und Uhlmann zunächst ein Gesamtkonzept entwickeln, um Staub- und Rostentwicklung einzudämmen. Im abgetrennten Primärbereich herrschen heute eine reduzierte Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Zudem wurden bei beiden Linien umfangreiche Absauganlagen installiert. Um das Bedienpersonal nicht nur vor Staub, sondern auch vor Lärm zu schützen, sind drei Absauganlagen und das Kühlaggregat in einem separaten Technikraum untergebracht.
„Unsere Wahl fiel auf die IBC und die BEC, weil beide Linien einfach zu verschutzen sind. Außerdem sind die Maschinen kompakt und platzsparend – ein großer Pluspunkt in unserer beengten Produktion“, erklärt Sébastien Kunetka. 18 Millimeter Durchmesser, brüchige Konsistenz – da ist beim Handling höchste Sensibilität geboten. Um Tablettenbruch zu vermeiden und die Staubentwicklung schon von Anfang an gering zu halten, zogen die Uhlmann-Experten alle Register.
Zum Beispiel bei der Flaschenlinie IBC 150:
- Pro Flasche werden bis zu drei Dessicant-Beutel eingelegt – neben dem Schutz vor Feuchtigkeit bilden sie ein Polster auf dem Flaschenboden
- Ein Tablift befördert die Tabletten per Shuttle zu den zwei Zählmodulen
- Auf der Sortierplatte werden beschädigte Tabletten vom Kamerasystem BottleChrom erkannt und ausgeschleust
- Die Zählmodule arbeiten mit geringen Fallhöhen, sodass Tablettenbruch verhindert wird
- Als Transportschutz wird in jeder Flasche ein Wattebausch zugeführt
- Ein Deckel mit Aluminiummembran wird auf die Flasche geschraubt und die Membran über Induktion gesiegelt – ein perfekter Schutz gegen Feuchtigkeit
- Ein Retorker zieht den Deckel anschließend fest
Sanft geht es auch bei der Blisterlinie BEC 400 zu.
Auch hier gelangen die Tabletten über einen Tablift in die Zuführung SimTap 4, die die Produkte gezielt und staubarm in die Höfe der Alu-Alu-Blister ablegt.
Das Inspektionssystem VisioRead kontrolliert Anwesenheit, Unversehrtheit und Farbe der Tabletten. „Die Eisenpräparate sind zweifarbig mit unregelmäßigen Punkten – eine Herausforderung für jede Kamera. Aber wenn das System exakt eingelernt wird, kann auch hier eine sehr hohe Sicherheit erreicht werden“, so Roberto Zürcher.
Verpackungslinie für Solida in Flaschen, Faltschachteln bis zur Palette
Liniengedanke konsequent umgesetzt
Das sensitive Präparat ist luftdicht verpackt in Flaschen oder Alu-Alu-Blister. Wie geht es jetzt weiter? „Uns war es wichtig, den Liniengedanken konsequent umzusetzen – von der Zuführung bis zur Palette“, betont Sébastien Kunetka. Entsprechend baute Corden mit Unterstützung von Uhlmann zwei durchgängige, über je ein Steuerungssystem vernetzte Pharma-Packaging-Linien auf:
Flaschenlinie IBC 150 mit
- Etikettierer L 180 zum Aufdruck variabler Daten
- Kartonierer C 2155 mit Heißleim-Verschluss
- Zuführung für vorgefalzte Prospekte
- Kartonsammelpacker ECP 12 mit Palettierermodul und zwei Palettenplätzen
- integriertem Track & Trace
Blisterlinie BEC 400 mit
- Blistermodul, SimTap Zuführung und Vorbereitung zur Pharmatrennung
- Kartonierer C 2155 mit Heißleim-Verschluss, der auch einfach auf Steckverschluss umrüstbar ist
- Zuführung für vorgefalzte Prospekte
- Kartonsammelpacker ECP 12 mit Palettierermodul und zwei Palettenplätzen
- Bulk-Austragung optional montierbar
- Integriertem Track & Trace
Seit Frühjahr 2022 sind die beiden Linien in Fribourg in Betrieb. „Das Feedback von Corden ist sehr positiv, sowohl zum Projektverlauf als auch zur Leistung der Maschinen. Wir konnten zeigen, dass es für alle Produkte einen optimalen Verpackungsprozess gibt – auch bei hohen Anforderungen“, freut sich Roberto Zürcher.
Verpackungslinie für Solida in Blister, Faltschachteln bis zur Palette mit Pharmatrennung
Interview mit Sébastien Kunetka
Der Maintenance Manager bei CordenPharma gibt Einblicke über den Entscheidungsprozess bei der Anschaffung neuer Linien und erläutert, warum sich CordenPharma für Uhlmann entschieden hat.
CordenPharma International
wurde 2006 als globale pharmazeutische Dienstleistungs- und Produktionsplattform der International Chemical Investors Group gegründet und ist ein Full-Service-Partner für die Auftragsentwicklung und -herstellung (CDMO) von Wirkstoffen, Hilfsstoffen, Arzneimitteln und den dazugehörigen Verpackungsdienstleistungen. An elf cGMP-konformen Standorten in ganz Europa und den USA setzen die rund 2.600 Mitarbeitenden von CordenPharma komplexe Prozesse, Ideen und Projekte in jedem Entwicklungsstadium in hochwertige Produkte um.